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Zu einigen Problemen der modernen Kosmologie
II. Über die Anzahl kosmischer Systeme im Universum
von Steffen Haase, Leipzig, BRD
Zusammenfassung:
Für den euklidischen Raum werden neue Gleichungen für die Abhängigkeit der Anzahl extragalaktischer Objekte von der Rotverschiebung und der scheinbaren Helligkeit angegeben. Für die Anzahl extragalaktischer Sternsysteme dN in einem Rotverschiebungsintervall dz ergibt sich ein Maximum bei z = 0,6915. Die mittlere Rotverschiebung wird bei <z> » 0,2189 erwartet, wenn eine maximale entfernungsbedingte Rotverschiebung von zmax » 5 angenommen wird. Da kaum Rotverschiebungen mit z ³ 5 gefunden werden,
könnte zu dem zugehörigen Zeitpunkt die Galaxienbildung eingesetzt haben. Die meßtechnische Ermittlung von <z> würde den Beginn der Galaxienbildung im Rotverschiebungsraum festlegen.
Abstract:
For the euclidean space new equations are given regarding the dependence of the number of extragalactic objects on redshift and apparent magnitude. For the number of extragalactic systems dN within a redshift interval dz the maximum is at z = 0.6915. The average redshift is expected to be at <z> » 0.2189, assuming that the maximum redshift, which is dependent on the distance, is zmax» 5. As hardly any redshift with z ³ 5 can be found, the formation of galaxies could possibly have started at the corresponding moment. The finding of <z> with the help of measuring techniques would determine the beginning of the formation of galaxies in the redshift space.
Key words: cosmology, quasars, number counts
1. Vorbetrachtung
Die Abhängigkeit der Anzahl extragalaktischer Objekte von der Rotverschiebung z bzw. der scheinbaren
Helligkeit m gehört zu den klassischen Tests der theoretischen Kosmologie. Beide Effekte sollen hier etwas näher betrachtet werden.
Im Teil I dieser Aufsatzreihe (St. Haase, 2000) wurde für den scheinbaren radialen Abstand D zwischen zwei
beliebig herausgegriffenen kosmischen Objekten die einfache Beziehung
(I,6) |
2. Ableitung der Anzahl-Gleichungen N(z) und N(m)
Für das von einem Photon radial durchwanderte Kugelvolumen V im euklidischen Raum gilt ganz allgemein
(1) |
(I,16) |
(2) |
(3) |
(4) |
(yyy) |
Auch die Ableitung der Anzahl-Rotverschiebungs-Relation nach z
(5) |
Des weiteren ist es nützlich, den erwarteten Mittelwert <z> über die Rotverschiebungen zu berechnen, um diesen dann mit den Meßergebnissen vergleichen zu können. Die Anwendung des Mittelwertsatzes der Integralrechnung auf Gleichung (5) liefert
(6) |
Für die Anzahl-Helligkeits-Relation ergibt sich
(7) |
Die Ableitung von N(m) nach m liefert
(8) |
3. Der Vergleich mit den astrophysikalischen Messungen
Da leider keine vollständige in der Rotverschiebung begrenzte Meßreihe zur Anzahl von Galaxien vorliegt, wird hier angenommen, daß die bisher gefundenen Quasare über den gesamten Himmel gleichmäßig verteilt sind. Unter dieser Annahme wurden für die Anpassung der Theorie an die Beobachtungsergebnisse die Meßdaten von M.-P. Vèron-Cetty u.a. (2000) und zum Vergleich der Katalog Nr.7158 des Astronomical Data Centers (A. Hewitt u.a., 1993) herangezogen. Das Ergebnis ist in der Abb.4 dargestellt. Der Parameter NA wurde jeweils so gewählt, daß die theoretischen Kurven die Meßreihen für die größten gemessenen Rotverschiebungen gerade berühren. Hierdurch ergeben sich NA » 16500 für das Jahr 2000 und NA» 8993 für das Jahr 1993. Die Meßwerte werden durch die Gleichung (4) stets gut beschrieben. Ist die oben gemachte Annahme einigermaßen zuverlässig, könnte man meinen, daß nicht wesentlich mehr als etwa 2 x 104 Quasare existieren. Davon waren im März 2000 bereits 13214 bekannt. Allerdings zeigt sich auch, daß NA mit der Anzahl der Meßjahre "mitgewachsen" ist. Die Abb.4 zeigt einen Überschuß der Quasare mit großer Rotverschiebung, einen Mangel an diesen Objekten für mittlere z und wieder einen Überschuß für kleine Rotverschiebungen. Die punktierte Linie entspricht der Gleichung (yyy). Wie sich zeigt, ist die zugehörige theoretische Ableitung nicht geeignet, um die Meßdaten zu erklären.
Wird das Datenmaterial von J. Huchra u.a. (1983) verwendet, um Rotverschiebungsmittelwerte <z> bis zu verschiedenen willkürlich ausgewählten Grenzwerten mgrenz der scheinbaren Helligkeit zu bilden, ergibt sich die Abb.5 Hier ist deutlich zu erkennen, daß dieser Mittelwert mit zunehmendem Grenzwert mgrenz anwächst. Die Vermutung liegt nahe, daß sich dieses Wachstum bis zur scheinbaren Grenzhelligkeit mmax bzw. mA fortsetzt, um dort zum Stillstand zu kommen. Die versuchsweise Umrechnung der in Abb.5 benutzten Grenzwerte der scheinbaren Helligkeit mgrenz in Rotverschiebungsgrenzwerte zgrenz mit Hilfe des Hubble-Gesetzes (I,18) führt zur Abb.6 . Der von der Theorie geforderte Trend ist sichtbar. Da es sich bei den verwendeten Meßwerten nicht wirklich um eine in z begrenzte Meßreihe handelt, ist hier keine vollständige Übereinstimmung von Theorie und Meßergebnissen zu erwarten. Hieraus resultiert die Notwendigkeit, in z vollständige Meßreihen bereitzustellen, um tatsächlich Aussagen über den Entstehungszeitraum der ersten galaktischen Systeme machen zu können.
Ein weiterer Hinweis auf das Anwachsen der mittleren Rotverschiebung findet sich z.B. auch bei R.G. Kron (1993, Fig.7.1.). Dort wird allerdings die mittlere Rotverschiebung innerhalb von Intervallen der scheinbaren Helligkeit BJ ausgewertet. Wenn keine m-Intervalle benutzt werden, sondern <z> integral bis zu bestimmten scheinbaren Grenzhelligkeiten gebildet wird, ist klar, daß diese Mittelwerte stets unterhalb des größten von R.G. Kron (1993) angegebenen Wertes liegen, da dann viele Objekte mit sehr kleinen Rotverschiebungen in die Betrachtungen einfließen. Das Absinken der mittleren Rotverschiebung wird außerdem durch die Tatsache verstärkt, daß jenseits von BJ = 27 kaum noch Objekte gefunden werden (vgl. mit Y. Yoshii, 1993, Fig. 5a), die den Mittelwert nach oben ziehen könnten. Dies entspricht auch der Forderung der hier vorgestellten Theorie, daß für große z gemäß Gleichung (5) nur wenige Objekte erwartet werden. Der Mittelwert der Rotverschiebung wird demnach relativ niedrig ausfallen. Die Meßergebnisse deuten tatsächlich auf einen kleinen Rotverschiebungsmittelwert hin. Die Gleichung (6) fordert als möglichen Maximalwert <z>max = 0,4192 für zmax = 1,3 (vgl. mit Abb.3). Für jedes andere zmax ist <z> stets kleiner.
Das wenige dem Autor zur Verfügung stehende Datenmaterial erlaubt keine schlüssige Auswertung der Anzahl-Helligkeits-Relationen (7) bzw. (8). Deshalb wird hier nur der Hinweis gegeben, daß beispielsweise in den Abbildungen 5a bis 5d von Y.Yoshii (1993) das massive Fehlen von Galaxien jenseits bestimmter scheinbarer Grenzhelligkeiten deutlich wahrnehmbar ist. Um die Gleichung (7) mit den Meßergebnissen vergleichen zu können, dürfen nur Objekte betrachtet werden, die mit ihrer scheinbaren Helligkeit vor diesem Abknickpunkt in den genannten Diagrammen zu liegen kommen, da die dahinter befindlichen Galaxien offenbar von Natur aus lichtschwächer sind und sich nur deshalb in diesem Bereich des Diagramms aufhalten. Da ihre Anzahl außerdem links vom Abknickpunkt fehlt, vermindert sich hierdurch der Anstieg der Kurve. Zu beachten ist ferner das Auftreten von mmax £ mA, wenn ein zmax existiert. Hierdurch wird der Abknickpunkt, ab dem nur noch wenige Objekte gefunden werden, zu kleineren m-Werten hin verlagert, als sonst zu erwarten wäre.
Literatur:
Haase, St.: www.xhaase.de (2001)
Hewitt, A. und Burbidge, G.:
Astrophys. J. Suppl. Ser., 87 (1993), S.451
(NASA / Goddard Space Flight Center:
Astronomical Data Center, Volume 2, catalog 7158)
Huchra, J.; Davis, M.; Latham, D. und Tonry, J.:
The Astrophysical Journal Supplement Series, 52 (1983), S.89
Kron, R.G.:
in Sandage, A.; Kron, R.G. und Longair, M.S.:
The Deep Universe, Springer-Verlag, 1995, S.292 f.
(Saas-Fee Advanced Course 23, Lecture Notes 1993,
Swiss Society for Astrophysics and Astronomy,
Herausgeber: B.Binggeli und R.Buser)
Sandage, A. R.:
in Sandage, A.; Kron, R.G. und Longair, M.S.:
The Deep Universe, Springer-Verlag, 1995,
(Saas-Fee Advanced Course 23, Lecture Notes 1993,
Swiss Society for Astrophysics and Astronomy,
Herausgeber: B.Binggeli und R.Buser)
Véron-Cetty, M.-P. & Véron P.:
"A Catalogue of Quasars and Active Nuclei", 9th edition, March 2000, http://www.obs-hp.fr or A&AR (in press)
Yoshii, Y.:
The Astrophysical Journal, 403 (1993), S.552
Abbildungen:
Abb.1:
Die Anzahl-Rotverschiebungs-Relation nach Gleichung (4). Für große Rotverschiebungen erhöht sich die Anzahl auffindbarer Objekte nur noch geringfügig. |
Abb.2:
Die Anzahl kosmischer Objekte in einem Rotverschiebungsintervall in Abhängigkeit von der Rotverschiebung für verschiedene NA. Für z » 0,7 zeigt sich stets ein ausgeprägtes Maximum. |
Abb.3:
Der Mittelwert <z> der Rotverschiebung als Funktion einer maximal möglichen Rotverschiebung zmax. |
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Abb.4:
Der Vergleich der Theorie mit der Anzahl der bis Ende 1992 (Dreiecke) bzw. März 2000 (Diamanten) entdeckten Quasare nach dem Katalog Nr.7158 des Astronomical Data Centers (A. Hewitt u.a., 1993) und nach M.-P. Véron-Cetty u.a. (2000). Die punktierte Linie entspricht der theoretischen Ableitung, die in der Literatur zu finden ist. |
Abb.5:
Mittelwert <z> bis zu ausgewählten scheinbaren Helligkeitsgrenzwerten mlimit (nach J. Huchra u.a., 1983) |
Abb.6:
Mittelwert <z> bis zu berechneten Rotverschiebungsgrenzwerten zlimit (Meßwerte nach J. Huchra u.a., 1983) |
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letzte inhaltliche Änderung: 15.04.2000
letzte Schreibfehlerkorrektur: 21.05.2005